Wenn aus Werten Taten werden.
Lesezeit ca. 25 Minuten Wenn aus Werten Taten werden.Jedes Unternehmen hat heute einen Wertekodex. Doch wie werden sie gelebt? Welche Werte werden uns in die nächste Dekade tragen? Und wie verändern sie sich gerade? Die – längst nicht überwundene – Corona-Krise hat die Wertegelübde der Unternehmen einem Stresstest unterzogen. Und bewiesen, dass Werte viel mehr sind als ein Kodex, sondern zentraler Resilienzfaktor.
Es sind Tage wie diese, an denen Bodo Janssen weiß, dass der von ihm eingeschlagene Upstalsboomer Weg der richtige ist. Für ihn, den Unternehmer. Und vor allem, was ihm wichtig ist für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wie jeden Morgen ist er vor Sonnenaufgang aufgestanden, er hat meditiert, Sport gemacht, mit der Familie gefrühstückt. Sein Radweg zur Firma führt ihn am Binnendeich entlang. Janssen, dessen Ferienwohnungs-Unternehmen Upstalsboom gut 750 Angestellte zählt, liebt die großzügige Horizontale der Landschaft.Weit reicht hier der Blick bis zur Küste. Weit reichen auch die Ideen des 46-jährigen Entrepreneurs, der sich und sein Unternehmen, das zehn Hotels und mehr als 1100 Ferienwohnungen unterhält, auf einen revolutionären Wertekanon ausgerichtet hat. Und dessen Überzeugungen oft auf Erstaunen, mitunter sogar Befremden treffen.
„Menschen sind nicht Mittel zum Zweck für meinen Erfolg“, sagt Bodo Janssen. „Das Unternehmen hat den Zweck, die Menschen zu stärken.“ Dieses Credo, sein neues Leitbild, habe bei ihm „alles auf den Kopf gestellt.“
Besinnungsmoment qua Pandemie
Besinnungsmoment qua Pandemie
Die Corona-Krise hat das vielerorts auch. Alte Gewissheiten sind plötzlich Verhandlungssache, Gesundheit ist mit einem Mal viel anfechtbarer geworden, zahllose Firmen kämpfen um ihre Existenz und den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Weltweit sehen sich die Wirtschaftssysteme mit der fundamentalsten Krise der letzten hundert Jahre konfrontiert. Das bereitet Angst, es bedroht und belastet die Menschen ebenso wie die Unternehmen, in denen diese beschäftigt sind. Und es wirft ein gleißendes Schlaglicht auf die Frage, wie es um die Unternehmens- und Wertekultur bestellt ist.
Die Pandemie setzt Organisationen und ihre Belegschaften vor völlig neue Herausforderungen. Denn insbesondere in Krisensituationen erwarten Menschen ein konsistentes Gesamtbild von Unternehmensverantwortung. „Besinnungsmoment“, nennt das der Professor und Managementberater Josef Herget, der als Leiter des Wiener Excellence Institute viel zum Thema Unternehmenskultur forscht und publiziert. „Durch Corona wurde das Hamsterrad angehalten. Auf einmal war Zeit für Reflexion – auch über das „Warum“ der eigenen Arbeit. Bei vielen Menschen ist die Sinnfrage aufgeflackert. Dieser Frage müssen sich die Unternehmen verstärkt stellen – und Antworten geben.“
Stresstest für gelebte Unternehmenswerte
Stresstest für gelebte Unternehmenswerte
Jetzt zeigt sich, ob die Werte Solidarität, Partnerschaft und Integrität solide genug verankert sind, um das Firmenschiff durch die aufgepeitschten Gewässer zu navigieren. „Action speaks louder than words – Taten zählen mehr als Worte”, konstatiert Stephan Anpalagan, der als Manager bei MHP Unternehmen zu den Themen Organisationsentwicklung, Unternehmenskultur und New Work berät.„Jetzt geht es mehr denn je um Glaubwürdigkeit, sonst geht der Schuss nach hinten los.“
Viele deutsche Unternehmen hätten während der Krise bewiesen, dass sie es mit den Werten ernst meinen. Geschäftsführer und Manager verzichteten freiwillig auf einen Teil ihres Gehalts, um Kurzarbeit oder Entlassungen zu vermeiden. Um den Teamspirit hochzuhalten und zumindest virtuelle Kollegentreffs zu ermöglichen, überboten sich etliche Firmen in innovativen Ideen. Als Ersatz für das ausgefallene Sommerfest lud etwa der Software-Riese SAP seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu einem virtuellen Live BBQ mit den Koch-Brüdern Sizzle Brothers ein. 8400 Menschen klickten sich dazu. Die Kooperation mit dem gemeinnützigen Verein Corona School brachte Home-Schüler mit studierenden Tutorinnen und Tutoren zusammen. Ca. 20 dual Studierende bei SAP haben den Verein bei der Programmierung und Weiterentwicklung unterstützt und wurden dafür mit den üblichen Engagementpunkten belohnt, die es für Praxiserfahrung gibt.
„Wir üben uns seit jeher in einem Maximum an Transparenz und Eigenverantwortung. Bei uns gab es schon vorher wenig Kontrolle und ein gesundes Maß an Vertrauen“, sagt SAP-Personalchef Cawa Younosi.Das habe sich in der Krise bewährt. „Die Ergebnisse unserer Mitarbeiterbefragung zeigen, dass es den Mitarbeitern gut geht und sie mit unserer Kommunikation zufrieden sind.“
Culture Boost Corona
Culture Boost Corona
Auch das Tourismus-Unternehmen Upstalsboom segelte im Frühjahr hart am Wind. Über zehn Wochen lagen die Umsätze Lockdown-bedingt bei Null. Erst in den Sommermonaten, als halb Deutschland in der Heimat urlaubte, erholten sich die Buchungen wieder. Bis auf ein Hotel in Berlin waren alle Ferienwohnungen und Hotels ausgebucht. „Wir haben einiges aufgeholt, aber längst nicht alles“, sagt Bodo Janssen.
Wie Tausende andere Unternehmen musste auch er etliche Uptalsboomer in Kurzarbeit schicken. Trotzdem ist der Optimismus des Krisenkapitäns fast so ungetrübt wie ein klarer Morgen an der Küste. „Unsere Firmenkultur ist das, was uns gerade rettet“, sagt Janssen. Über Wochen hinweg zahlte sich der Firmeneigner nur 60 Prozent seines Gehalts aus. Seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bietet Upstalsboom einen Beratungsservice an, der die Beschäftigten unterstützt, wenn wegen finanzieller Engpässe mit Banken, Vermietern oder Behörden verhandelt werden muss.„Führung“, sagt Janssen, „ist, wenn ich den Menschen helfe zu wachsen.“
Und nie beweist sich eine werteorientierte Führung mehr als in Zeiten der Krise. Tatsächlich wuchs mancher hiesige Konzern-Tanker unter den pandemischen Vorzeichen über sich hinaus und ermöglichte im Handumdrehen Homeoffice, Vertrauensarbeit und flexible Arbeitszeitregelungen. Generell schneiden deutsche Unternehmen beim Thema Krisenbewältigung gut ab. Trotz der massiven Veränderungen durch den Lockdown konnten sich die meisten deutschen Arbeitgeber der Loyalität ihrer Mitarbeitenden sicher sein, ergab im Frühjahr dieses Jahres eine repräsentative Studie der Employer Branding Agentur Castenow in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Innofact. Obschon durch Social Distancing und Homeoffice-Gebot von Arbeitsplatz und den Kollegen getrennt, fühlten sich 40 Prozent der 1300 Befragten eng mit dem Arbeitgeber verbunden, mehr als die Hälfte bestätigte sogar ein gewachsenes Teamgefühl. Menschlichkeit und Kommunikation gewannen über alle Altersgruppen und Unternehmensgrößen hinweg an Bedeutung.
Für Agentur-Chef Dieter Castenow ein Indiz dafür, dass Unternehmen die Pandemie auch als Chance für Wert(e)arbeit begreifen sollten:„Ein Unternehmen, das in der Krise vermitteln und beweisen kann, für welche Werte es steht, kann sich später die Imagekommunikation sparen. Wer als Unternehmen oder Führungskraft etwas zu sagen hat, sollte dies jetzt tun.“
Der neue Kommunikations-Kodex
Der neue Kommunikations-Kodex
Voraussetzung ist dafür eine regelmäßige und transparente Kommunikation zwischen Belegschaft und Geschäftsführung – im Zweifel auch unter erschwerten Bedingungen. „Die Herausforderung ist, den Zusammenhalt auch im Remote-Modus stabil zu halten“, konstatiert Dr. Ralf Hofmann, Gründer, Gesellschafter und Vorsitzender der Geschäftsführung der Management- und IT-Beratung MHP. Bei MHP wird die transparente, zeitnahe Kommunikation – nicht nur im Krisenmanagement – großgeschrieben, im People-Business ist sie ohnehin das A und O.
„Unser Anspruch ist es, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen, wo wir in der Krise als Unternehmen stehen, wie es weitergeht, welche Maßnahmen wir treffen und warum Entscheidungen so fallen, wie sie fallen“, erzählt Ralf Hofmann. Schließlich verstehe man sich als One Team. „Wichtig war für mich, auch selbst mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu kommunizieren und ihnen als Geschäftsführer mein absolutes Commitment zuzusichern – immer wenn es Neuigkeiten gab, haben wir zum Beispiel ein Video gedreht.“ Er ist davon überzeugt, sagt Hofmann ohne zu zögern, „dass wir so eine Transparenz reingebracht haben. Gerade, wenn gängige Austauschmöglichkeiten im Office wegfallen, ist das essentiell. Wir brauchen diese transparenteren Kommunikationswege.“
Auch bei MHP standen die Unternehmenswerte – darunter Partnerschaft, Integrität, Empathie sowie das Führungsprinzip „We Love People“ – im Zuge von Corona auf dem Prüfstand. „Uns war und ist es wichtig, dass wir partnerschaftlich und solidarisch miteinander umgehen“, sagt Hofmann. „Wir haben den Anspruch, dass unsere MHP-Mannschaft unbeschadet aus dieser Krise kommt. Der Anspruch steht und ich kann ihn auch noch erweitern – wir wollen stärker aus der Krise hervorkommen. Wir haben bisher keine Kurzarbeit gemacht. Die meisten Unternehmen, die ich kenne, arbeiten seit April kurz – wir nicht. Und das wollen wir auch weiterhin nicht.“ Das gesamte Tagesgeschäft wurde weitgehend auf Remote-Arbeit umgestellt. „In guten Zeiten lässt es sich leicht von Partnerschaft sprechen“, sagt Hofmann. „In der Krise zeigt sich, wie ernst man es damit meint und ob man anständig miteinander umgeht.“
Mitgefühl und Solidarität
Mitgefühl und Solidarität
Bei dem Software-Riesen SAP liegt der Anteil der Homeoffice-Arbeit derzeit bei rund 90 Prozent. Um den Teamspirit und die Verbundenheit seiner 23.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hoch zu halten, lässt sich der Konzern einiges einfallen. So sind Impuls-Vorträge von Spitzensportlern und gemeinsame Abend-Chats zum Thema Motivation oder „Self-Care“ fester Bestandteil der hausinternen Kommunikation. Bis zu 10.000 Mitarbeiter besuchen die SAP-Broadcasting-Plattform, auf der nach wie vor alle zwei Wochen die aktuellen Entwicklungen im Unternehmen kommuniziert werden.
Auch die vom Unternehmen eingerichtete Plattform „Never lunch alone“, auf der sich Kolleginnen und Kollegen zu einem virtuellen gemeinsamen Mittagessen verabreden können, verzeichnet regen Zuspruch. „Wir erleben derzeit eine große Solidarität“, berichtet SAP-Personalchef Cawa Younosi.
Die Psychologin und wissenschaftliche Leiterin der Forschungsgruppe Soziale Neurowissenschaften der Max Planck Gesellschaft in Berlin Prof. Tania Singer widmet sich seit Jahren dem Thema Mitgefühl. Sie hat viel dazu geforscht, hat Mediationsbasierte mentale Trainingsprogramme entwickelt und diese wissenschaftlich evaluiert. „Mitgefühl ist die Basis der Menschlichkeit“, sagt die Hirnforscherin. Gerade im Unternehmenskontext seien Kooperation und Mitgefühl perfekte Resillienzstrategien und produzierten eine Win-Win-Situation, weil sie den Zusammenhalt fördern und protektiv wirken.„Statt Angst und Kompetition entsteht Vertrauen und soziale Kohäsion“, beschreibt es Singer. Allerdings gelte es, dies als Mitarbeiter ebenso wie als Arbeitgeber zu kultivieren. „Die Krise zwingt uns zu einer Neubalancierung unserer Werte“, ist Singer überzeugt. „Leistung und Produktivität haben weiter ihre absolute Berechtigung. Aber sie müssen im Gleichgewicht mit Zusammenhalt, Fürsorge und Mitgefühl stehen.“
Sehnsucht nach Sinn
Sehnsucht nach Sinn
Seit jeher waren Krisen, ob in Unternehmensgeschichten oder ganz generell der Menschheitsgeschichte, Anlass, den ethischen Kompass neu zu kalibrieren. „Durch COVID-19 wächst die Bedeutung der sinnstiftenden Werte“, konstatiert Wirtschaftsprofessor Josef Herget.„Die Fragen nach dem „Warum“ und „Wodurch“ sind jetzt unter dem Brennglas: Warum macht mein Arbeitgeber die Welt zu einem besseren Ort? Wofür steht meine Firma? Wie ist ihr Blick auf die Menschen und Mitarbeiter?“
Er erlebe derzeit „einen Riesen-Zuspruch, was das Thema Purpose bei MHP angeht“, bestätigt MHP-Vorstand Ralf Hofmann. „Wir stellen jedes Jahr rund 300 Hochschulabsolventen frisch von der Uni ein. Die Generation Y thematisiert die Sinnhaftigkeit mehr als das monatliche Auskommen. Für uns ist wichtig, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen, warum sie aufstehen – weg vom schieren Materiellen.Nur wer einen Sinn hinter seinem Tun sieht, kann etwas mit Herzblut machen.Ein Purpose schafft Motivation, die man mit Geld nicht bekommt.“ "Enabling You To Shape A Better Tomorrow" ist MHPs Purpose. „Wir wollen der Industrie – insbesondere der Automobilindustrie – helfen, ein besseres Morgen zu schaffen. In dieser Verantwortung“, so Hofmann, „sehen wir uns“.
In dieser Verantwortung sieht auch eine zunehmend wertewachsamere Gesellschaft ihre wirtschaftlichen Player. Und sie schaut genau. Wer nicht beweisen könne, dass er eine menschenfreundliche Unternehmenskultur pflege, werde sich „künftig nicht mehr durchwursteln können“, ist MHP-Berater Stephan Anpalagan überzeugt und verweist auf Unternehmen, die z. B. der Belegschaft die Gründung eines Betriebsrats gerichtlich untersagen wollten oder sich weigerten, während des Lockdowns weiter Miete für verwaiste Filialen zu zahlen. Das löste öffentliche Empörung aus. „Da gibt es einen anderen gesellschaftlichen Druck“, sagt Anpalagan. „Wenn das Promoten von Werten nur dazu dient, sich darzustellen, dann werden die Leute schnell müde.“
Im Gegenzug nähren Solidarität und Sinnhaftigkeit oftmals einen verlässlicheren Elan als Boni für das Erreichen des letzten Quartalsziels. „Wir wissen aus der Neurowissenschaft, dass das persönliche Wachstum neben der Zugehörigkeit und Verbundenheit als Kulturfaktor für ein Unternehmen extrem wichtig ist“, sagt Experte Josef Herget. „Diese Selbstwirksamkeit zu ermöglichen wird für den Einzelnen – und für das Unternehmen bedeutsamer.“ Er sehe Arbeit auch als „Möglichkeit, die Selbstunkenntnis zu überwinden“, sagt Unternehmer Bodo Janssen.Nur über das gemeinsame „Wofür“ entstehe eine Gemeinschaft.
Zeit für eine neue Arbeitskultur
Zeit für eine neue Arbeitskultur
Unternehmen, die mit einer vertrauensvollen und konstruktiven Kultur in die Pandemie eingetreten sind, mögen schon jetzt eine neue Widerstandsfähigkeit an sich entdecken, die ihnen hilft, sich schneller zu erholen – und Neues zu wagen: „COVID-19 hat bereits und wird auch weiterhin den Wandel zu einer neuen Form der Arbeit beschleunigen“, sagt der New-Work-Stratege Kai-Ingo Voigt, der an der Universität Erlangen einen Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre und Industrielles Management hält. Was viele Unternehmen jetzt in Zeiten der Krise erprobten, könne das Modell der Zukunft sein, ist MHP-Geschäftsführer Ralf Hofmann überzeugt. Wie viele andere Unternehmen habe man auch bei MHP entdeckt, dass diese neue Kultur – neben diversen Einschränkungen und dem schmerzlichen Verzicht auf echten Sozialkontakt – auch Vorteile biete.„Unsere Remote Meetings sind meist effizienter als die physischen“, bilanziert Hofmann.
Und steht damit nicht allein. Knapp über die Hälfte der Unternehmen in Deutschland wollen Homeoffice dauerhaft stärker etablieren, ergab jüngst eine Studie des ifo Instituts.„Wichtig ist, dass Unternehmen diese Themen bewusst und proaktiv angehen, um ein gesundes Gleichgewicht zu finden“, sagt MHP-Gründer Ralf Hofmann. „Nur dann werden sie das Positive, das sie in der Corona-Krise erlebt haben, wie beispielsweise flexibles Arbeiten, beibehalten.“
Ausblick: Vom Ethos zur Evolution
Ausblick: Vom Ethos zur Evolution
Für Unternehmenskulturen, die bereits vor der Pandemie solide verankert waren, könne die Krise ein Katalysator für Evolution und sogar Wachstum sein, ist Management-Berater Professor Josef Herget überzeugt. „COVID-19 und zahllose Videokonferenzen mit KollegInnen in deren privaten Umfeld haben uns viele Ehrlichkeitsmomente beschert“, sagt er, und dass ein gutes Team just auch diese „Vulnerability“ ausmache – die Möglichkeit, sich als Mensch mit seinen Verletzlichkeiten und seiner Fehlerhaftigkeit zu zeigen. In der hiesigen „Tapferkeitskultur“ sei derlei bislang eher zweitrangig gewesen.„Ich würde den deutschen Unternehmen wünschen, dass es ihnen gelingt, diese Ehrlichkeit mit in die Post-COVID-Ära zu tragen“, sagt Herget. „Das macht sie krisensicherer.“
Gemeinschaft und soziales Wohlbefinden würden als Erfolgsfaktoren in Zukunft für Unternehmen noch wichtiger, prognostiziert Upstalsboom-Geschäftsführer Bodo Janssen. „Unternehmen müssen ihren Fokus von quantitativem zu qualitativem, kulturellem und emotionalem Wachstum verlagern“, sagt er.Er selbst tut das schon eine Weile und hat damit den Krankenstand von einstmals acht auf heute drei Prozent gesenkt und die Unternehmensumsätze phasenweise binnen drei Jahren verdoppelt. Einen Teil ihrer Einnahmen investiert die Firma, die sich gerade in eine Stiftung verwandelt, für den Kauf von Immobilienobjekten, in denen ältere oder pflegebedürftige Mitarbeiter später einmal betreut werden können.
Der wachsenden gesellschaftlichen Verantwortung stellt man sich auch bei MHP. So gab die amerikanische Dependance MHP Americas kürzlich bekannt, sich einer Initiative von mehr als 60 amerikanischen Unternehmen angeschlossen zu haben, die ein Gesetz gegen durch Rassismus motivierte Verbrechen im US- Bundesstaat Georgia unterstützt. In Deutschland können MHP-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seit diesem Sommer webbasierte Trainings zum Thema „Diversity“ absolvieren, um sich für die Perspektiven und Potentiale der Vielfalt zu sensibilisieren. Auch die Charta der Vielfalt, die deutsche Arbeitgeber-Initiative zur Förderung der Diversity, hat MHP wie auch Unternehmen wie VW, Porsche oder SAP unterzeichnet.
Für uns eine logische Konsequenz unseres Anspruchs an uns selbst“, sagt MHP-Geschäftsführer Ralf Hofmann.„Vielfalt steht im engen Zusammenhang mit unseren Werten wie Authentizität, Partnerschaftlichkeit, Integrität, Empathie. Sie ist das, was uns heute und vor allem in Zukunft erfolgreich macht.“Gelebte Unternehmenswerte alleine sind noch kein Garant für das Meistern einer Krise und für stetigen Erfolg, sie können als Basis, Ausgangslage, Wegweiser und Leitfaden für Unternehmen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dienen und Stabilität verleihen – ganz besonders in schwierigen Phasen.
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Steht die Welt am Abgrund? Ging es uns noch nie so gut wie heute? Eine Zeitreise durch die Statistiken der Menschheitsgeschichte gibt Aufschluss über den Zustand der Welt.
Goodbye Routine, Willkommen Krisenmodus!
Wieso Überraschungen den Fortschritt beschleunigen. Weshalb Notsituationen kein Grund zur Panik sind. Warum Krisen nicht automatisch zu Katastrophen führen. Wie aus "New Normal" ein "Better Normal" wird.
Text:
Barbara Esser ist freie Autorin in München. Sie betreute mehrere Jahre als freie Redaktionsleiterin Sonderpublikationen des Focus-Magazin-Verlags, die sich mit den Themen Karriere, neue Arbeit und Recruiting befassen. Für Focus und Focus Business berichtet sie über Pioniere im Mittelstand ebenso wie über geniale Gründer. Ihre Artikel sind zudem u.a. in brand eins, Nido und Christophorus erschienen.