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Los geht's

LA goes Electric

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Die große Elektrifizierung

Kapitel 1 - Die große Elektrifizierung
Kapitel 2 - Die Vision für den Umbau
Kapitel 3 - So soll die Elektrifizierung klappen
Kapitel 4 - Kleine Partner mit großen Ideen
Kapitel 5 - Was die Welt von LA lernen kann, und umgekehrt
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Trotz blauem Himmel und Palmen: Los Angeles hat ein Verkehrs- und Abgasproblem. In dem Ballungsraum in Südkalifornien drängen sich mehr als zehn Millionen Menschen und fast acht Millionen Fahrzeuge, davon 6,5 Millionen Pkw und mehr als eine Million Lkw. Die Einwohner kämpfen auf den Autobahnen, genannt „Freeways“ mit chronischen Staus und weichen oft auf Seitenstraßen aus, auf denen es dann zum Ärger der Anwohner auch nur noch im Schritttempo vorangeht. Obwohl Angelenos mit überwiegender Mehrheit dafür stimmten, über die nächsten 40 Jahre rund 120 Milliarden Dollar in den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs zu investieren, ist die Zahl der Passagiere in Bahnen und Bussen von LA Metro seit 2014 gesunken.
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Die zwei Häfen von Los Angeles und Long Beach sind die wichtigsten Einfallstore für US-Importe aus Fernost und verursachen rund um die Uhr rollende Container-Karawanen. Diese Transporte sind obendrein für fast die Hälfte der örtlichen Emissionen verantwortlich und bringen eine erhebliche Feinstaubbelastung für Millionen Menschen entlang der Freeways mit sich. Auch wenn längst nicht mehr dicker, brauner Smog Hochhäuser und die Gebirgsketten rund um die Stadt verhüllt, ist die Abgasbelastung in LA seit 1990 zwar pro Kopf leicht gesunken, aber ingesamt um 16 Prozent gestiegen — Beleg für einen anhaltenden Boom.
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Dazu hat LA eine Allianz aus privaten Unternehmen, Startups, staatlichen und kommunalen Behörden und Experten ins Leben gerufen. Der „Transportation Electrification Partnership“ gehören bislang 20 Mitglieder an, von namhaften Auto- und Lkw-Herstellern über die staatlichen Umweltwächter des „California Air Resources Board” und die örtlichen Elektrizitäts- und Wasserwerke bis hin zu kleinen Neugründungen, die sich mit Pilotprojekten wie mobilem Laden oder der optimalen Auslastung von e-Scootern beschäftigen.

Ihr gemeinsames Ziel: Einwohnern und den Gästen aus aller Welt, die 2028 in LA landen werden, eine weitgehend elektrisierte Stadt zu präsentieren, in der der Transport von Menschen und Fracht intelligent vernetzt, elektrisch und, wo möglich, per Ridesharing erfolgt. Eine Stadt iIn der jeder Bus und bis zu 45 Prozent aller privaten Pkw elektrisch betrieben werden und auf bis zu 130.000 Ladestationen Zugriff haben. Güterkorridore, auf denen bis zu 40 Prozent e-Lkw verkehren und die an den Containerhäfen und wichtigen Freeways auf spezielle Ladesäulen Zugriff haben. Und ein intelligentes Stromnetz auf- und auszubauen, das den gestiegenen Bedarf verlässlich und aus erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonne bedienen kann.
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Die Vision für den Umbau

Die Fäden für die große Elektrifizierung laufen in einem renovierten Flachbau im Industriegebiet am östlichen Rand der Innenstadt zusammen. Hier befindet sich der LA Cleantech Incubator (LACI), der bei der Partnerschaft Regie führt. Umgeben von alten Lagerhäusern, sind hier in Großraumbüros, Coworking Spaces und Prototyping-Labors mehrere Dutzend Start-ups und LACI-Mitarbeiter damit beschäftigt, das Wie, Was und Wo von Mobilität und der dazugehörigen Energieversorgung neu zu erfinden.
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Geleitet wird der Incubator von Matt Petersen, der damit seine Rolle als Öko-Pionier der Millionenstadt fortsetzt. Denn er war zuvor vier Jahre lang der erste Chief Sustainability Officer von Los Angeles und einer der führenden Köpfe hinter dem Sustainable City pLAn, der bereits 2015 die Marschrichtung für einen nachhaltigen Umbau des Ballungsraums absteckte: Cleantech, grüne Jobs und jede Menge Innovation.

„Unsere Vision dreht sich nicht nur um die ökologische Nachhaltigkeit, sondern auch um Fragen der Wirtschaftlichkeit und der sozialen Gerechtigkeit, so dass alle Einwohner der Stadt etwas davon haben“, erklärt Petersen das ehrgeizige Ziel. Um auf aktuelle Entwicklungen reagieren zu können, veröffentlicht die Kommune alle vier Jahre ein Update, zuletzt im April 2019 den Green New Deal. „Eine der größten Herausforderungen für diese Region ist emissionsfreier Verkehr, insbesondere für unsere zwei großen Containerhäfen. Wir sind alle gefragt zusammenzuarbeiten, um schneller weiter voranzukommen.“
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Die Olympischen Spiele sind für den LACI-Chef und alle Beteiligten der perfekte Termin, um der Welt zu zeigen, dass LA auf Elektromobilität setzt. „Wer 2028 am Flughafen LAX landet, wird die Zukunft erleben können. Ein elektrischer Schlepper zieht das Flugzeug zum Gate, ein emissionsfreies Shuttle oder der geplante „People Mover“ befördert Passagiere vom Terminal zum Ausgang, wo sie ein e-Auto oder ein e-Bus erwartet, um zu ihrem Ziel zu kommen. In der Stadt ist es ruhiger, weil es weniger Motorenlärm gibt. Man kann sich besser zu Fuß bewegen, weil es reichlich Gehwege, Fahrräder und andere Fortbewegungsmittel gibt. Das ist die Zukunft, auf die wir hinarbeiten“, gerät der Planer mit schmaler Designerbrille ins Schwärmen. „Das bedeutet bessere Luft nicht nur für die vielen Athleten und Besucher, die hier kurz zu Gast sind, sondern auch für die Einheimischen. Wir wollen die Region nachhaltig verändern.“


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Petersen betrachtet die Ziele — etwa den öffentlichen Nahverkehr innerhalb eines Jahrzehnts komplett zu elektrifizieren und die Stadt schon 2025 zu mehr als der Hälfte mit erneuerbarer Energie zu versorgen — als ehrgeizig aber durchaus realistisch.

„Wir haben schon einmal beim Wasserverbrauch vorgemacht, dass es geht — obwohl die Experten damals meinten, das sei unmöglich. Weil so viele Beteiligte mitmachen und ihre besten Ideen teilen, können wir ungeheures Innovationspotenzial freisetzen. Es geht immerhin um die Zukunft der Menschheit. Wir müssen handeln, weil wir schon jetzt die Folgen sehen können, etwa bei der Luftverschmutzung. Sie macht die Menschen krank und verursacht Produktivitätseinbußen.“
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„Wir haben Arbeitsgruppen gebildet, in denen wir die Ärmel hochkrempeln und aktiv werden — von Kommunen bis zum Staat Kalifornien, von Industrieunternehmen und Autoherstellern über Firmen, die Lade-Infrastruktur entwickeln bis hin zu Gewerkschaften und Start-ups, die wir hier in LACI aufpäppeln.“

Das heißt für den Personentransport in erster Linie, Menschen zum Umsteigen vom eigenen Wagen auf „Shared Mobility“ und öffentliche Verkehrsmittel zu bewegen. „Egal ob Busse, Taxis oder Privat-Pkw, alle diese Fortbewegungsmittel müssen rasch elektrifiziert werden. Wir müssen in unserer Roadmap klar definieren, wie viele Ladestationen wir dazu brauchen: 60.000, 100.00 oder mehr? Wie können wir den Genehmigungsprozess beschleunigen, um sie zu installieren, und wie stellen wir sicher, dass die Infrastruktur nahtlos funktioniert, egal wo in der Region ich unterwegs bin?“, spricht Kinman wichtige Punkte an.
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Am größten ist die Herausforderung bei privaten Pkw, gibt die Expertin zu. „LA ist berühmt-berüchtigt für seine Blechlawinen. Um unsere aggressiven Ziele zu erreichen, müssen bis 2028 rund ein Drittel aller Pkw elektrisch fahren und 80 Prozent aller Neuzulassungen e-Autos sein“, zitiert sie aus den Prognosen der Ende 2019 veröffentlichten, zweiten Version der Roadmap. Damit das klappt, bedürfe es eines umfangreichen Bündels aus finanziellen Anreizen, technischen Lösungen und Verhaltensänderungen der Bürger, die sich heute auch für kleinste Besorgungen hinters Steuer setzen.
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Mindestens ebenso anspruchsvoll ist der Umbau beim Gütertransport. Fast 40 Prozent aller US-Importe fließen durch die benachbarten Häfen von Los Angeles und Long Beach. Rund 15.000 Sattelschlepper rollen tagtäglich über die Freeways, um Container an Umschlagzentren im Umland zu transportieren. Bis 2030 soll sich ihre Zahl sogar verdoppeln. Deswegen will die Arbeitsgruppe „Fracht“ die Entwicklung neuer, sauberer Lkws und der Lade-Infrastruktur vorantreiben, um bis 2028 vor allem den Interstate 710 weitgehend zu elektrifizieren, der sich vom Pazifik nach Norden in den Ballungsraum zieht.

„Wir arbeiten bereits an den Details und der Finanzierung für Pilotprojekte, um diesen Freeway zu einem emissionsfreien Korridor zu machen.“ Das heißt im Detail zu entscheiden, welche Hersteller elektrische Lastzüge liefern können und an welchen Punkten man wie viele Ladestationen installieren muss, um die Warenströme wie gewohnt fließen zu lassen. Volvo etwa arbeitet mit der LACI-Gruppe zusammen, um ab 2020 rund zwei Dutzend e-Sattelschlepper in der Region zu testen. Die beiden Häfen haben an ihren Terminals bereits erste Pilotprojekte mit elektrischen und mit Brennstoffzellen angetriebenen Sattelschleppern und Containerlifts in Betrieb genommen.
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Neben der Elektrifizierung schwerer Lkw will Kinman auch die letzte Meile emissionsfrei machen, das bedeutet elektrische Lieferwagen für die Kurz- und Mittelstrecke einsetzen, um Pakete an Firmen und Privatkunden auszuliefern. Dazu schwebt der Arbeitsgruppe eine ganze Palette von Lösungen vor — von einer Flotte von e-Fahrzeugen für diverse Kurierdienste, die lokale Verteilungszentren ansteuern, bis zu elektrischen Fahrrädern oder Scootern, die Waren übernehmen und an ihren Bestimmungsort bringen.

Das sind alles Dinge, mit denen Anbieter wie UPS, FedEx oder Amazon bereits punktuell experimentieren. Neu ist die Dimension, in der Los Angeles denkt: In einem Jahrzehnt soll mindestens ein Viertel, idealerweise die Hälfte des lokalen Lieferverkehrs elektrisch abgewickelt werden — und das, während das Volumen von Onlinebestellungen unaufhörlich steigt. Ein überschaubares Gelände wie ein Hochschul-Campus könnte den Anfang machen, um diese Art der Lieferung in einer umgrenzten „Zero Emissions-Zone“ zu testen.
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So soll die Elektrifizierung klappen

Damit diese Ideen auch wirklich termingerecht umgesetzt werden, setzt LACI auf örtliche Firmen wie XOS Trucks und Chanje. Beide Neugründungen mit Sitz in LA haben sich auf elektrische Lieferwagen konzentriert, für die sie spezielle Chassis, Batterien und die erforderliche Software entwickeln, die für tägliche Strecken von 100 bis 150 Meilen (160 bis 240 km) optimiert sind.
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Kleine Partner mit großen Ideen

An Ideen und Experimenten, um die große Elektrifizierung für Verbraucher und Unternehmen so attraktiv wie möglich zu machen, herrscht auf dem 6.000 Quadratmeter großen LACI-Campus kein Mangel. Auf dem mit Solarzellen überdachten Parkplatz sind insgesamt 28 Ladestationen verschiedener Hersteller installiert.
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Was die Welt von LA lernen kann, und umgekehrt

Los Angeles ist natürlich keine Insel, was seine Emissionsziele und seine Anstrengungen für bessere, nachhaltigere Mobilität angeht. In anderen Großstädten, insbesondere in China, sind bereits erheblich größere Flotten von e-Bussen im Einsatz, manche haben damit begonnen, private Pkw aus der Innenstadt zu verbannen und die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs ist andernorts um ein Vielfaches höher als in den USA.

Was also kann die Welt von LA abschauen oder lernen? Zum einen, dass es nie zu spät für Reformen ist, auch in einer Megaregion, die fast so viele Fahrzeuge wie Einwohner hat, und für die die Fahrt auf dem Freeway zum oft besungenen Lebensgefühl gehört. Zum anderen, dass ein derart ehrgeiziges Vorhaben mit so vielen voneinander abhängigen Stellschrauben nur dann funktioniert, wenn sich möglichst viele öffentliche wie private Stakeholder an einen Tisch setzen, um Lösungen zu finden und zu erfinden.
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LACI-Chef Petersen gibt freimütig zu, dass sich seine Stadt Anregungen von vielen anderen, fortschrittlichen Städten holt. Etwa in Oslo, das Großartiges geleistet habe, wenn es um Investitionen und finanzielle Anreize geht, den Verbrennungsmotor abzuschaffen. Oder London, das eine Citymaut eingeführt hat — einen Schritt, den auch Los Angeles erwägt.

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Was sich LA vorgenommen hat, ist ehrgeizig aber durchaus machbar, lobt Hagen Radowski, der bis vor kurzem die Geschäfte der Beratungsfirma MHP Americas leitete und jetzt CEO von Porsche Consulting in den USA ist. „Eine wichtige Voraussetzung ist eine moderne und solide Infrastruktur — also eine belastbare Vernetzung mit einem intelligenten Stromnetz und möglichst viel Rechenleistung an den Endpunkten. Dann kann man eine elektrifizierte Smart City aufbauen“, sagt Radowski.

Er warnt zugleich vor überzogenen Erwartungen. „Der Hype ums autonome Fahren hat uns gezeigt, dass solche Dinge bei nüchterner Betrachtung immer länger dauern.“ Er rechnet deswegen nicht damit, dass das komplette Programm innerhalb eines knappen Jahrzehnts wie geplant realisiert werden kann. „Ich würde da eher auf 20 Jahre tippen. Aber es kann eine weltweite Signalfunktion haben. Städte haben verstanden, wie wichtig der Umbau von Transportwesen und Infrastruktur ist. Dabei kommt es auf einen Masterplan an, der klare Ziele nennt und Messgrößen vorgibt, an denen sich alle Beteiligten orientieren können.“
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Tobias Hoffmeister, President und CEO des Beratungshauses MHP Americas mit Sitz in Atlanta, hält die Pläne der Metropole für durchaus erfolgversprechend, aber verweist darauf, wie wichtig der Ausbau des Stromnetzes ist. „Das Grid ist nicht darauf ausgelegt, dass eine Million Menschen plötzlich auf e-Fahrzeuge umsteigen. Es würde zusammenbrechen.“ Zudem hält er die Zielvorgabe von mindestens einem Drittel privater Fahrzeuge mit Elektroantrieb für hoch. „Nicht alle Teile des Transportwesens müssen unbedingt auf Elektrizität umsteigen, um die Ökobilanz zu verbessern. Sie ist eine Übergangslösung auf dem Weg zur Brennstoffzelle.“ Und Hoffmeister gibt zu bedenken, dass Amerika immer noch eine Autokultur sei, bei der Faktoren wie der Pkw als Statussymbol und niedrige Benzinpreise Kaufentscheidungen maßgeblich beeinflussen.
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Wo eine Millionenstadt wie LA indes schnell punkten könnte, so Hoffmeister, sei bei der mobilen Cybersicherheit und beim öffentlichen Nahverkehr. „Die ganze ÖPNV-Flotte zu elektrisieren, kann eine wichtige Signalwirkung haben. Und warum nicht Fahrten sehr billig oder sogar kostenlos anbieten? Wenn man das mit einem attraktiven Erlebnis in Bus oder Bahn verbindet, würden sicher mehr Menschen kurzfristig umsteigen.“ Ein intelligent vernetztes Transportwesen, fügt er hinzu, muss zudem von Grund auf sicher konzipiert sein. Wer hier eine gegen Hacker abgeschirmte Lösung entwickelt, könnte ein Vorzeigemodell für andere Städte von China bis Europa etablieren.
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So kann die Roadmap von Los Angeles durchaus als Beispiel für andere Städte dienen, einen derart umfangreichen Umbau ihres Transportwesens zu formulieren und sich daran zu machen, ihn in relativ kurzer Zeit zu bewerkstelligen. „Houston, Amerikas Hochburg für Öl und Gas, hat uns angesprochen“, berichtet Petersen. „Sie wollen von uns lernen, wie man eine privat-öffentliche Partnerschaft aufbaut. Als Städte sitzen wir alle im selben Boot. Auch der Staat New Jersey hat Kontakt aufgenommen.“
Michelle Kinman ist ebenso überzeugt, dass die elektrisierende Roadmap von Los Angeles anderen Kommunen Impulse geben wird. “Ich kann andere Städte nur ermutigen, eine Gruppe starker Partner zusammenzubringen, um sich gemeinsam Gedanken über praktische Lösungen zu machen.“

Nur mit dieser Art von Allianz, sagt sie, hat eine Megaregion wie LA eine realistische Chance, in weniger als einem Jahrzehnt umzuschalten. Weg von Smog, rußigen Lkw-Kolonnen auf chronisch verstopften Freeways zu leisen Bussen, emissionsfreien Lieferwagen und Anwohnern, die lieber e-Bikes oder e-Taxis nehmen, bevor sie sich ins eigene Fahrzeug setzen. „Wir haben eine einmalige Chance und wir werden sie nutzen!“
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Die rund 40 Mitarbeiter von XOS Trucks stellen Batteriemodule unweit des Flughafens Burbank her und bauen sie bereits in kleinen Mengen in Lieferwagen für UPS und in Geldtransporter der Firma Loomis ein. Die maßgeschneiderten Fahrzeuge stammen aus einem Werk in Tennessee, berichtet Firmengründer und COO Giordano Sordoni. „Wir wollen nicht nur eine bessere Batterie bauen, die mehr aushält als die in einem e-Auto, sondern wir wollen ein Partner für Logistikunternehmen sein, damit der Übergang von Diesel zu Elektro für sie so einfach und problemlos wie möglich ist.“
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„Das sind Fahrzeuge mit einer genau definierten Route und um die zehn Tonnen Nutzfracht, die jeden Abend geparkt und geladen werden können. Eine Spedition wird uns nicht aus ökologischen Gründen wählen, sondern weil sie beim Treibstoff und der Wartung sparen will.“ Nach ersten Tests mit jeweils einer Handvoll Lieferwagen will XOS ab 2020 mehrere hundert seiner Fahrzeuge in LA einsetzen.
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Für Sordoni ist die Mobilitätswende seiner Heimatstadt zutiefst persönlich. „Ich bin im San Fernando Valley aufgewachsen und landete immer wieder mit Asthma-Anfällen im Krankenhaus. In der Schule mussten wir regelmäßig zur Pause drinnen bleiben, weil die Luft so schlecht war.“ So wie dem Unternehmer geht es Zigtausenden. Sieben von zehn Menschen in LA wohnen nur eine Meile oder weniger von einem Freeway entfernt, und Gütertransporte sind für 45 Prozent der Emissionen in Kalifornien verantwortlich. „Wir haben eine einzigartige Gelegenheit, die Luftverschmutzung in dieser Region zu senken und dabei Lösungen für den Rest der Welt zu finden. Die Olympischen Spiele sind ein Extra-Ansporn!“
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Die Firma Chanje entwickelt in der alten Luft- und Raumfahrthochburg Hawthorne in Sichtweite des Raketenwerks von SpaceX seine eigene Lösung für Logistik auf der Kurz- und Mittelstrecke. Chanjes Transporter ist ein 8,20 Meter langer e-Minivan mit knapp drei Tonnen Kapazität und einer Reichweite von rund 100 Meilen. Das macht ihn in Jayanthis Augen zum idealen Lieferwagen für einen Ballungsraum wie LA: „Südkalifornien ist ein wichtiger Markt für Last Mile-Lieferungen, alleine weil hier so viele Kunden auf engem Raum wohnen. Dazu kommt das explosive Wachstum beim e-Commerce, bei dem Verbraucher eine schnelle Lieferung zu sich nach Hause erwarten.“
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Immer mehr Pakete für immer mehr Menschen — dabei will Chanje helfen. Das Unternehmen offeriert nicht nur einen Transporter, sondern eine komplette Flottenlösung mit an der Decke installierten Ladestationen und hat bereits mit Großkunden wie FedEx und Ryder Verträge für mehrere tausend Fahrzeuge abgeschlossen. „Ich rede von 50 Logistikzentren mit jeweils 50 Lieferwagen. Wir stellen mit unserer Infrastruktur sicher, dass sie jeden Morgen einsatzbereit sind“, erklärt Jayanthi. „Elektromobilität für die Kurzstrecke ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern rechnet sich auch für Flottenbetreiber.“

Mit LACI arbeitet das Unternehmen aber nicht nur an Pilotprojekten beim Lieferwesen zusammen. Es hat auch vorgeschlagen, seine Transporter als mobile Ladestationen einzusetzen. Mit genügend leistungsstarken Batterien im Frachtraum könnten die e-Transporter Lücken bei der Lade-Infrastruktur für Pkw und andere Nutzfahrzeuge schließen oder Nachfragespitzen auffangen, bis das Netz in und um LA genügend ausgebaut ist.
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LA Metro ist dabei, bis 2028 seine gesamte Flotte von 2.240 Bussen zu elektrifizieren. Den Anfang werden zwei Express- oder BRT-Linien machen, auf denen ab kommendem Jahr nur noch e-Busse verkehren werden. Rund 100 Fahrzeuge hat die Behörde dazu bei den zwei Herstellern New Flyer und BYD bestellt.
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Er inspiziert an diesem Tag mit Sicherheitshelm und oranger Weste die Haltestelle North Hollywood, an der gerade die Ladestationen für die Busse der Orange Line installiert worden sind. Sie ist mit 47.000 Passagieren am Tag die meist genutzte Buslinie der Stadt und schlängelt sich einmal durch die gesamte Region. Ab kommendem Jahr werden Busse, die die Endstation in North Hollywood erreicht haben, zehn Minuten Pause machen und dabei für die nächste 25 Kilometer lange Tour aufgeladen.
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Die Erfahrungen mit der Orange und Silver Line bestimmen das weitere Vorgehen von LA Metro. „Es gibt einige offene Fragen rund um e-Busse, die wir erst noch beantworten müssen“, gibt der städtische Verkehrsexperte zu. Die jetzige Flotte wird komplett mit Erdgas betrieben, so dass eine Tankfüllung für 600 Kilometer und 23 Stunden Dauereinsatz reicht. Bei einem e-Bus muss neu kalkuliert werden.
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Die Neugründung Moev, die aus einem Forschungsprojekt an der Universität UCLA hervorgegangen ist, will Ordnung in das technische Durcheinander der Elektrifizierung bringen.

Moev managt alle Ladestationen mit seiner Software, um für eine gleichmäßige Auslastung zu sorgen. Zudem fungieren seine Ladesäulen als intelligente Mehrfachstecker, so dass sich vier Elektrofahrzeuge eine einzige Säule teilen können.
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„Die Stromwerke, weil sie weniger Nachfragespitzen sehen und weniger Hardware vor Ort installieren müssen; das Gebäude, weil es seine Spitzenlast zwischen EV-Laden und anderen Dingen wie der Klimaanlage besser regeln kann und Kosten spart; und die Fahrer, weil sie sich darauf verlassen können, einen freien Stecker zu finden. Was wir hier an LACI ausprobieren, kann in ganz Kalifornien Schule machen.“
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In dem lila Container, des Start-ups Perch, lassen sich Dutzende von e-Scootern aufladen. Gründer und CEO Tom Schreiber will damit Mikromobilität nachhaltiger machen.

„Scooter sind in LA ein großer Hit und wichtig für eine emissionsfreie Zukunft. Aber es ist wenig umweltfreundlich, wenn die Leute, die leere Scooter aufsammeln, sie anschließend durch die halbe Stadt fahren, um sie bei sich zu Hause aufzuladen.“
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Schreiber hat begonnen, an ausgewählten Orten in der Stadt seine lila Container aufzustellen. Sie sind in Abteile voller Steckdosenleisten unterteilt, die man stunden- oder tageweise mieten kann. Wer sich mit dem Scooter-Laden Geld verdient, kann eine solche Zelle per App reservieren und darin leere Roller parken. Drei dieser Container hat Schreiber bereits in Betrieb, drei weitere sind geplant. „Es ist ein weiterer Schritt, um unsere Abhängigkeit vom Auto zu reduzieren“, freut sich der Unternehmer.
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Das Startup FreeWire seine Lösung für schnelles Laden direkt zum Kunden bringen. Mobi ist, wie der Name suggeriert, ein mobiles Ladegerät, um stationäre Stromquellen oder schmutzige Generatoren unkompliziert und schnell zu ersetzen.
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Mobi kann etwa auf einem Firmenparkplatz eingesetzt werden, wenn die vorhandenen Ladesäulen belegt sind. „Das löst das Problem, das wir alle kennen: Jemand parkt morgens seinen Wagen und blockiert den ganzen Tag die Ladestation. So kann ich mein e-Auto überall abstellen, weil die Ladestation zu mir kommt“, erklärt FreeWire-Mitarbeiter Ethan Sprague.


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