Die große Elektrifizierung
Lesezeit: 20 MinutenLA Goes ElectricBis zu den Olympischen Spielen im Jahr 2028 will die Millionenstadt Los Angeles Mobilitätsgeschichte schreiben und weite Teile ihres Personen- und Gütertransports elektrifizieren. Eine breit aufgestellte öffentlich-private Partnerschaft soll das ehrgeizige „Zero Emissions-Ziel“ verwirklichen.
Kapitel 2 - Die Vision für den Umbau
Kapitel 3 - So soll die Elektrifizierung klappen
Kapitel 4 - Kleine Partner mit großen Ideen
Kapitel 5 - Was die Welt von LA lernen kann, und umgekehrt
Kapitel 1Die große Elektrifizierung
Los Angeles hat allerdings auch einen Plan, wie seine urbane Mobilität radikal umgebaut und damit nachhaltiger werden kann. Das ehrgeizige Vorhaben mit dem Titel „Zero Emissions Roadmap“ soll die Stadt bis zu den Olympischen Spielen im Jahr 2028 zum weltweiten Vorzeigemodell für elektrische Mobilität machen.
Ihr gemeinsames Ziel: Einwohnern und den Gästen aus aller Welt, die 2028 in LA landen werden, eine weitgehend elektrisierte Stadt zu präsentieren, in der der Transport von Menschen und Fracht intelligent vernetzt, elektrisch und, wo möglich, per Ridesharing erfolgt. Eine Stadt iIn der jeder Bus und bis zu 45 Prozent aller privaten Pkw elektrisch betrieben werden und auf bis zu 130.000 Ladestationen Zugriff haben. Güterkorridore, auf denen bis zu 40 Prozent e-Lkw verkehren und die an den Containerhäfen und wichtigen Freeways auf spezielle Ladesäulen Zugriff haben. Und ein intelligentes Stromnetz auf- und auszubauen, das den gestiegenen Bedarf verlässlich und aus erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonne bedienen kann.
Insgesamt will die Stadt, die ohnehin schon ehrgeizigen und gesetzlich festgeschriebenen Klimaziele des Staates Kalifornien um weitere 25 Prozent unterschreiten. „Wir werden Los Angeles zur nachhaltigsten Stadt der Welt machen“,formuliert Bürgermeister Eric Garcetti das Vorhaben.
Die Vision für den Umbau
Kapitel 2Die Vision für den Umbau
„Unsere Vision dreht sich nicht nur um die ökologische Nachhaltigkeit, sondern auch um Fragen der Wirtschaftlichkeit und der sozialen Gerechtigkeit, so dass alle Einwohner der Stadt etwas davon haben“, erklärt Petersen das ehrgeizige Ziel. Um auf aktuelle Entwicklungen reagieren zu können, veröffentlicht die Kommune alle vier Jahre ein Update, zuletzt im April 2019 den Green New Deal. „Eine der größten Herausforderungen für diese Region ist emissionsfreier Verkehr, insbesondere für unsere zwei großen Containerhäfen. Wir sind alle gefragt zusammenzuarbeiten, um schneller weiter voranzukommen.“
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„Wir haben schon einmal beim Wasserverbrauch vorgemacht, dass es geht — obwohl die Experten damals meinten, das sei unmöglich. Weil so viele Beteiligte mitmachen und ihre besten Ideen teilen, können wir ungeheures Innovationspotenzial freisetzen. Es geht immerhin um die Zukunft der Menschheit. Wir müssen handeln, weil wir schon jetzt die Folgen sehen können, etwa bei der Luftverschmutzung. Sie macht die Menschen krank und verursacht Produktivitätseinbußen.“
Wie der Umbau konkret vonstattengehen soll, damit beschäftigt sich Michelle Kinman. Sie managt die Details der Allianz in den drei Kernbereichen Personen- und Gütertransport sowie Energieversorgung. In jedem dieser Segmente entwickeln die mehr als 20 Partner Zielvorgaben und handfeste Ideen, wie man diese erreichen kann.
Das heißt für den Personentransport in erster Linie, Menschen zum Umsteigen vom eigenen Wagen auf „Shared Mobility“ und öffentliche Verkehrsmittel zu bewegen. „Egal ob Busse, Taxis oder Privat-Pkw, alle diese Fortbewegungsmittel müssen rasch elektrifiziert werden. Wir müssen in unserer Roadmap klar definieren, wie viele Ladestationen wir dazu brauchen: 60.000, 100.00 oder mehr? Wie können wir den Genehmigungsprozess beschleunigen, um sie zu installieren, und wie stellen wir sicher, dass die Infrastruktur nahtlos funktioniert, egal wo in der Region ich unterwegs bin?“, spricht Kinman wichtige Punkte an.
„Wir arbeiten bereits an den Details und der Finanzierung für Pilotprojekte, um diesen Freeway zu einem emissionsfreien Korridor zu machen.“ Das heißt im Detail zu entscheiden, welche Hersteller elektrische Lastzüge liefern können und an welchen Punkten man wie viele Ladestationen installieren muss, um die Warenströme wie gewohnt fließen zu lassen. Volvo etwa arbeitet mit der LACI-Gruppe zusammen, um ab 2020 rund zwei Dutzend e-Sattelschlepper in der Region zu testen. Die beiden Häfen haben an ihren Terminals bereits erste Pilotprojekte mit elektrischen und mit Brennstoffzellen angetriebenen Sattelschleppern und Containerlifts in Betrieb genommen.
Das sind alles Dinge, mit denen Anbieter wie UPS, FedEx oder Amazon bereits punktuell experimentieren. Neu ist die Dimension, in der Los Angeles denkt: In einem Jahrzehnt soll mindestens ein Viertel, idealerweise die Hälfte des lokalen Lieferverkehrs elektrisch abgewickelt werden — und das, während das Volumen von Onlinebestellungen unaufhörlich steigt. Ein überschaubares Gelände wie ein Hochschul-Campus könnte den Anfang machen, um diese Art der Lieferung in einer umgrenzten „Zero Emissions-Zone“ zu testen.
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So soll die Elektrifizierung klappen
Kapitel 3So soll die Elektrifizierung klappen
Kleine Partner mit großen Ideen
Kapitel 4Kleine Partner mit großen Ideen
Was die Welt von LA lernen kann, und umgekehrt
Kapitel 5Was die Welt von LA lernen kann, und umgekehrt
Was also kann die Welt von LA abschauen oder lernen? Zum einen, dass es nie zu spät für Reformen ist, auch in einer Megaregion, die fast so viele Fahrzeuge wie Einwohner hat, und für die die Fahrt auf dem Freeway zum oft besungenen Lebensgefühl gehört. Zum anderen, dass ein derart ehrgeiziges Vorhaben mit so vielen voneinander abhängigen Stellschrauben nur dann funktioniert, wenn sich möglichst viele öffentliche wie private Stakeholder an einen Tisch setzen, um Lösungen zu finden und zu erfinden.
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Er warnt zugleich vor überzogenen Erwartungen. „Der Hype ums autonome Fahren hat uns gezeigt, dass solche Dinge bei nüchterner Betrachtung immer länger dauern.“ Er rechnet deswegen nicht damit, dass das komplette Programm innerhalb eines knappen Jahrzehnts wie geplant realisiert werden kann. „Ich würde da eher auf 20 Jahre tippen. Aber es kann eine weltweite Signalfunktion haben. Städte haben verstanden, wie wichtig der Umbau von Transportwesen und Infrastruktur ist. Dabei kommt es auf einen Masterplan an, der klare Ziele nennt und Messgrößen vorgibt, an denen sich alle Beteiligten orientieren können.“
Michelle Kinman ist ebenso überzeugt, dass die elektrisierende Roadmap von Los Angeles anderen Kommunen Impulse geben wird. “Ich kann andere Städte nur ermutigen, eine Gruppe starker Partner zusammenzubringen, um sich gemeinsam Gedanken über praktische Lösungen zu machen.“
Nur mit dieser Art von Allianz, sagt sie, hat eine Megaregion wie LA eine realistische Chance, in weniger als einem Jahrzehnt umzuschalten. Weg von Smog, rußigen Lkw-Kolonnen auf chronisch verstopften Freeways zu leisen Bussen, emissionsfreien Lieferwagen und Anwohnern, die lieber e-Bikes oder e-Taxis nehmen, bevor sie sich ins eigene Fahrzeug setzen. „Wir haben eine einmalige Chance und wir werden sie nutzen!“
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Sordoni glaubt nicht, dass die gesamte Lieferkette bereits in naher Zukunft komplett elektrifiziert werden kann.Aber er ist überzeugt, dass e-Antrieb für die Mittel- und Kurzstrecke klare wirtschaftliche und ökologische Vorteile bietet.
Chanje
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Mit LACI arbeitet das Unternehmen aber nicht nur an Pilotprojekten beim Lieferwesen zusammen. Es hat auch vorgeschlagen, seine Transporter als mobile Ladestationen einzusetzen. Mit genügend leistungsstarken Batterien im Frachtraum könnten die e-Transporter Lücken bei der Lade-Infrastruktur für Pkw und andere Nutzfahrzeuge schließen oder Nachfragespitzen auffangen, bis das Netz in und um LA genügend ausgebaut ist.
LA Metro
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„Busse sind zwar kein Hauptverkehrsmittel für Los Angeles“, erklärt Steve Schupak, der bei LA Metro für Elektromobilität zuständig ist,„aber wir sind der Katalysator, auf den andere schauen. Insofern haben wir eine wichtige Signalwirkung.“
MOEV
Moev managt alle Ladestationen mit seiner Software, um für eine gleichmäßige Auslastung zu sorgen. Zudem fungieren seine Ladesäulen als intelligente Mehrfachstecker, so dass sich vier Elektrofahrzeuge eine einzige Säule teilen können.
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„Vom smarten Laden haben alle etwas“, sagt Moev-Mitgründer Michael Boehm.
Perch
„Scooter sind in LA ein großer Hit und wichtig für eine emissionsfreie Zukunft. Aber es ist wenig umweltfreundlich, wenn die Leute, die leere Scooter aufsammeln, sie anschließend durch die halbe Stadt fahren, um sie bei sich zu Hause aufzuladen.“
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FreeWire
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